Die geschichtliche Entwicklung des Steinkohlenbergbaus in Westeuropa
Die erste Verwendung von Steinkohle hat vermutlich in England stattgefunden. Schon zu Römerzeiten soll Kohle beim Bleischmelzen eingesetzt worden sein. Erste Belege stammen aus dem 12. Jahrhundert, nach denen 1183 die Mönche von Tynemouth im Gebiet von Newcastle Bergbau in großem Umfang betrieben haben.
Auf dem Kontinent liegen erste eindeutige Nachrichten über Steinkohlenbergbau aus der Gegend von Lüttich vor, wo Abbau von 1198 an betrieben worden ist. Er spielte für die aufblühende Eisenindustrie und Waffenproduktion im 15. Jahrhindert eine wichtige Rolle. In Frankreich gibt es Steinkohlengewinnung ab 1095 durch das Kloster Saint Sauveur en Rue im Forez.
In Deutschland folgen die ersten belegten Nachrichten im 12. Jahrhundert aus dem Aachener Kohlenrevier, wo ab 1113 Mönche aus Klosterrath bei Herzogenrath Kohlen abgebaut haben.
Die geschichtliche Entwicklung des Steinkohlenbergbaus an der Ruhr
Bekannt war die Steinkohle an der Ruhr sicher schon seit 1000 n. Chr. Wo genau die Wiege stand, ist nicht eindeutig zu ermitteln. Das Muttental bei Witten, aber auch die Gegend um Sprockhövel, Werden und Mülheim an der Ruhr kommen gleichermaßen dafür in Frage. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte breitete sich der Steinkohlenbergbau immer weiter über das gesamte Ruhrgebiet aus.
Zunächst wurde aus den Tälern an der Ruhr Stollenbergbau betrieben, später nach der Einführung der Dampfmaschine auch im Tiefbau eine schnell wachsende Menge an Steinkohle gewonnen. Als auch noch der Mergel durchteuft war, konnten immer mehr Zechen in größere Teufen vorstoßen.
Die Zahl der Zechen wuchs bis 1840 auf 220 an, auch ihre Fördergröße nahm beträchtlich zu. Die Aufgabe des preußischen Direktionsprinzips und die Öffnung in liberale Wirtschaftsstrukturen ließ die Fördermenge von 1 Mill t im Jahre 1840 zehn Jahre später auf 1,961 Mill t ansteigen.
Weil mit dem Vordringen in nördlichere Bereiche und in die Teufe immer mehr Fettkohle aufgeschlossen wurde, die sich für die Verkokung und Stahlerzeugung besser eignete als die im Süden überwiegende Ess- und Magerkohle, waren für den Aufbau der Schwerindustrie wichtige Voraussetzungen erfüllt. So entstand an Rhein und Ruhr in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein engverflochtenes Industriegebiet mit leistungsstarken Zechen und Hüttenbetrieben. Die Fördermenge stieg in der Zeit von 1850 bis 1900 von 1,6 auf 60,1 Mill t an und erreichte 1910 eine Größe von 90 Mill t. Durch Kriegseinwirkungen sank die Förderung 1919 auf 70 Mill t. Auch nach vorübergehender Erholung erreichte die Förderung durch die Wirtschaftskrise 1931/1932 nur 73,3 Mill t auf einer stark reduzierten Anzahl von 141 Zechen.
In den folgenden Jahren nahm der Ruhrbergbau durch die Wiederaufrüstung eine stürmische Entwicklung und erzielte 1939 mit 130,183 Mill t die höchste jemals erreichte Jahresproduktion. Nach dem II. Weltkrieg sank die Förderung auf 33,386 Mill t, überstieg aber 1950 mit 103,3 wieder die 100 Mill t Grenze und erzielte in den Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders auf 141 Zechen eine Steigerung bis auf 127,627 Mill t.
In den folgenden Jahren begann ein dramatisches Zechensterben, das bis heute anhält und 2018 enden wird. Gegen die Konkurrenz des Heizöls und die niedrigen Weltmarktpreise der Importkohle konnte der Ruhrbergbau trotz einschneidender Rationalisierungsmaßnahmen und einer beachtlichen Leistungssteigerung nicht aufrecht erhalten werden. Auch in den westeuropäischen Steinkohlenrevieren von England, Frankreich, Belgien und Holland ist der Bergbau in den 60er Jahren fast vollständig eingestellt worden.